Endlich sitze ich im Kinosessel und bin sofort vom Berlinalefieber erfasst, dabei hatte ich mir in diesem Jahr vorgenommen, dass Ganze etwas ruhiger anzugehen und nicht durch das Programm zu hasten. Es steht gleich der diesjährige deutsche Wettbewerbsbeitrag, vom inzwischen sehr prominenten Fatih Akin, auf dem Programm.Der goldene Handschuh ist eine Kneipe auf’m Kiez im Hamburg der 70 er und der verlangt mir direkt etwas Durchhaltevermögen ab. Fatih Akins Filme sind dafür bekannt, keine „feel good movies“ zu sein, doch hier schaue ich gleich zu Beginn weg. Ohne Vorspann befinde ich mich direkt in einem dreckigen, stinkendem Geschehen mit einem irren Protagonisten und einer Leiche. So geht der Film dann auch weiter, zum Glück wendet sich die Kamera im letzten allerschlimmsten Moment dann doch ab, aber ich kann den Dreck fast fühlen, den Gestank riechen…ich möchte duschen und mich angeekelt abwenden. Und doch, im Laufe des Films tut mir dieser cholerische Säufer fast manchmal leid und ich bin am Ende des Films doch erleichtert, dass er gefasst wird. Ich kenne die Romanvorlage von Heinz Strunk nicht, der Film zeichnet das Psychogramm eines Serienkillers, der nicht aus Berechnung mordet, der in einer rauhen Gesellschaft einer von vielen ist, der im Nachkriegsdeutschland nicht zu den Gewinnern gehört. Der goldene Handschuh ist eine dreckige, stinkende Kneipe mit Verlorenen, aber eben doch Menschen darin. Die Ausstattung ist in jedem Falle grandios, die Typen fast liebevoll gezeichnet, der Hauptdarsteller liefert eine grandiose Performance und Fatih Akin versteht sein Handwerk. Dieser Film ist nichts für schwache Nerven. Willkommen auf der Berlinale!
Ein ekliges Meisterwerk, das die Welt nicht braucht.