© Eyimofe LLC
Gastbeitrag von Henning:
Dieser Forumsbeitrag nimmt mich mit nach Afrika.
Mofe ist Elektriker und will nach Spanien. Den Pass hat er, das Visum fehlt. Alles kostet Geld, alles ist bürokratisch, jeder macht die Hand auf. Rosa ist Friseurin und träumt von Italien. Auch sie möchte mit ihrer minderjährigen Schwester weg. Alle kommen ihrem Ziel nicht näher wegen Umständen, die sie nicht beeinflussen können.
Ich habe etwas Mühe mich auf das Erzähltempo einzulassen. Wir Europäer haben Uhren, Afrikaner haben Zeit. Alle Figuren gehen mit äußerster Höflichkeit miteinander um. Alle haben große Träume und Wünsche, die sie nicht offen aussprechen. Die Not ist mit Händen zu greifen.
Das alles vermittelt der Film gut. Er zeigt aber auch, dass Rollenklischees zwischen Mann und Frau, Arm und reich, Schwarz und weiß nicht aufzulösen sind. Die Misere ist von innen nicht lösbar. Die Fragen nach dem Warum, Woher und Wohin wird nicht gestellt. Ein kulturelles Prinzip? Ich merke, wie wenig ich über Afrika weiß, wie wenig ich von der Kultur verstehe.
Ein komplexes Geflecht von Rollen, Zuschreibungen und immer wieder Abhängigkeiten. Das macht der Film gut. Eine schöne Metapher dafür ist der geliebte Feind von Mofe, eine altersschwache Schaltzentrale voller wild gezogener Drähte, deren Ordnung nicht erkennbar ist und die unbeherrschbar scheint, in der verzweifeltes Probieren und Flicken vorherrschendes Prinzip zu sein scheint. Insgesamt ein guter Film.
2 Gedanken zu „Berlinale 2020 – Eyimofe | This Is My Desire“