Las Herederas/ The Heiresses – Berlinale 2018 – Wettbewerb
Es wird die Geschichte einer Emanzipation erzählt, von eingefahrenen Verhaltensmustern einer langjährigen Beziehung, wo die Rollen variieren und klar erscheinen und es doch nicht sind. Ungewöhnlich und auch mutig ist, es geht um eine lesbisches älteres Paar. Ausschließlich Frauen spielen hier eine Rolle, Männer sind unscharf oder nicht sichtbar. Die Kamera ist immer dicht an der Protagonistin, die überzeugend spielt, der Blickwinkel des Zuschauers bleibt eingeengt, was mich zum Ende des Films ein wenig nervt. Energie entsteht durch die unerfüllte, nicht gewagte Liebe zu einer jüngeren Frau, Chela blüht auf, blüht ab und befreit sich oder findet sich. Letzten Endes erlebe ich diese Wandlung, den Aufbruch nur durch den Blick auf Chela. Großartig zurückhaltend gespielt, aber doch ein Film, auf den man sich einlassen muss.
Hier die offizielle Berlinale Beschreibung:
Chela und Chiquita sind schon lange ein Paar. Mit den Jahren haben sie sich in einer festen Rollenverteilung eingerichtet. Die extrovertierte Chiquita regelt das gemeinsame Leben. Chela hingegen verlässt eher ungern das Haus, lieber verbringt sie den Tag hinter ihrer Staffelei. Finanzielle Schwierigkeiten zwingen sie dazu, Teile ihres geerbten und geliebten Mobiliars – allesamt Erinnerungsstücke – zu verkaufen. Als Chiquita wegen Überschuldung ins Gefängnis kommt, ist Chela plötzlich auf sich allein gestellt. Mit ihrem alten Daimler bietet sie einen Taxi-Service für wohlhabende ältere Damen aus der Nachbarschaft an. Beim Chauffieren lernt sie auch eine von deren Töchtern kennen, die junge, lebensfrohe Angy. Diese Begegnung lockt die eher passiv auftretende Chela aus der Reserve und lässt sie ihre eigenen Sehnsüchte neu entdecken.
So zurückhaltend und vorsichtig wie seine Heldin erkundet der Film die Außenwelt und richtet den Blick zunehmend auf eine Gesellschaftsschicht, die seltsam abgeschottet von der Wirklichkeit in den Tag hineinlebt. Wenn Chela ihre Freundin im Gefängnis besucht, entfaltet sich dagegen ein ganz anderes Bild von den Verhältnissen in Paraguay.