Dovlatov – Berlinale 2018 – Wettbewerb
Ich bin sehr beeindruckt, dieser Film hat mich von Beginn bis zum letzten Satz gefesselt. Im Leningrad der 70 er Jahre, eisig kalt wie es auch die Bilder konsequent sind, in nebligen graublauen und beigefarbenen Tönen, geht es um Künstler und Kreative, die sich im Kreis drehen, wenn sie sich nicht an das gewünschte System anpassen. Jeder der diese sozialistischen Zeiten erlebt hat weiß, mehr hatte die öffentliche Farbpalette nicht zu bieten. Es wird viel geraucht und gesprochen und der Blick auf den „blühenden“ Sozialismus ist hier schonungslos real. Mit viel Witz und Ironie gelingt hier ein Drama über Menschen die sich treu bleiben und ihr Ringen darum. Letzten Endes geht es auch, um das immer wieder aktuelle Thema, wie weit geht die Anpassung an ein System mit dem ich nicht konform bin, wann ist mein Leben in Gefahr, wo bleibe ich mir und meinen Überzeugungen treu. Am Ende erfahre ich, dass es sich um reale Schriftsteller handelt, das macht den Film noch besser, mir hätte er auch als fiktive Geschichte gefallen. Das könnte ein Preisanwärter sein.
Hier die offizielle Berlinale Beschreibung:
Leningrad, November 1971. Die Stadt liegt im Nebel. Wieder wird der Jahrestag der Revolution gefeiert, doch das Land tritt auf der Stelle: politisch, ökonomisch, kulturell. Sergei spürt es am eigenen Leib. Die Manuskripte des jungen Autors werden von den offiziellen Medien regelmäßig abgelehnt, seine Sicht auf Dinge und Menschen ist nicht gewollt. Anderen ergeht es ähnlich, auch seinem Freund Joseph Brodsky, den die Staatsmacht ins Exil zwingt. Sergei aber will bleiben, ein normales Leben führen, mit seiner Frau Lena und Tochter Katya. Und er will über die Entdeckung der Wirklichkeit schreiben, über die Arbeiter der Werft oder den Bau der Metro, wo eines Tages dreißig Kinderleichen aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden werden.
In großen Tableaus und langen Kamerafahrten porträtiert Alexey German Jr. den russisch-jüdischen Schriftsteller Sergei Dovlatov (1941–1990), dessen brillante ironische Texte in der Sowjetunion der Breschnew-Zeit nicht gedruckt werden durften. Aus einem tragikomischen Reigen aus Rebellion und Anpassung, Schmerz und Müdigkeit entsteht ein Zeitbild der Stagnation und ihrer zerstörerischen Wirkung.