In diesem Film weiß man bis zur Bärenvergabe nicht, welcher es denn sein wird. Zum Glück hatte ich ihn noch nicht gesehen.
Oray ist ein Deutschtürke, jung, verheiratet und dem islamischen Glauben anhängig. Der Film beginnt mit einer recht provokanten Videoaufnahme des Hauptdarstellers, welche in der Mitte des Films nochmals, im Handlungsverlauf zusammenhängend, gezeigt wird. Und plötzlich ist sie im Kontext gesehen, gar nicht mehr so provokant. Und das zeichnet den gesamten Film aus, der zu Recht prämiert wurde. Ich bekomme Einblick und Antworten, wie Glauben funktionieren kann, welche Stütze er sein kann, in welchen Zwängen man sich befinden kann und dass auch Gutes darin liegt. Ich als Atheist, stehe jedem Glauben grundsätzlich skeptisch gegenüber. Doch es geht auch nicht nur um Glauben, der junge Mann steht mehrmals im Film die Möglichkeit sich zu entscheiden und Verantwortung zu übernehmen oder sie eben in die Hände der Glaubensgemeinschaft zu geben. Egal wie er sich entscheidet, es ist immer nicht leicht, es gibt kein schwarz-weiß, sondern eben immer Grautöne. Besonders bewegend eine Szene, in der er im Drogenrausch seine Verzweiflung frei lässt und von einem Freund ohne Worte getröstet wird.
Großartig komponierte Szenen, die wie selbstverständlich daherkommen und doch soviel zeigen. So geht großes Kino, ich bin beeindruckt.