Berlinale 2019 – Wettbewerb – Synonymes

Henning Erdmann, [14.02.2019]:
…Ein traumatisierter Israeli kommt in Paris an mit dem festen Entschluss Franzose zu werden. Sein Heimatland soll vor ihm sterben erfahren wir und nie mehr wird er hebräisch sprechen. Nur bruchstückhaft fügen sich Einzelteile eines möglichen Hintergrundes im Verlaufe der Geschichte aneinander. Offenbar geht es um Militarismus, vielleicht Überwachung, vielleicht politische Gewalt, die der sensiblen, aber kantigen Figur des Yoav ein Leben in Israel unmöglich macht. Mit Verbissenheit versucht er die Vokabeln aus dem französischen Lexikon in sich aufzusaugen, sich Synonyme einzuprägen, sich über die Aneignung der Sprache heimisch zu machen. Es gelingt Nadav Lapid ein Gefühl der Entwurzelung im Zusammenhang mit Flucht zu vermitteln. Eindringlich besonders die Szenen aus dem Einbürgerungskurs, in dem offenbar Yoavs idealisierte Vorstellung von Frankreich an Bevormundung und dem blutrünstigen Text der Marseillaise zerbricht. Der Film steht nicht für sich, zu viel bleibt ungesagt, nur angedeutet, die Figuren nur angerissen. Eine Kritik an der israelischen Gesellschaft lässt sich erahnen, bleibt aber vage und unkonkret. Ich verstehe zu wenig, bekomme zu wenig erklärt, quäle mich durch die Länge des Films und bin am Ende unzufrieden.


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