La prière/The Prayer – Berlinale 2018 – Wettbewerb
In diesem Film lerne ich einen jungen Mann kennen der einen neuen Weg sucht, die Kamera hat sein Gesicht im Blick, wütend mit blauem Auge schaut er müde und skeptisch drein. Am Schluss wirft die Kamera einen ganz ähnlicher Blick auf den jungen Mann, nicht mehr wütend, ohne blaues Auge und mit klarem Blick. Soweit so gut. Ich überlege noch immer wie ich diesen Film fand, fest steht, er beschäftigt mich und hat mich in einigen Szenen sehr berührt. In der ersten Hälfte des Films verfolge ich sehr gespannt den Weg, den der junge Mann nun geht, um Halt, Freunde und Bodenhaftung ohne Drogen zu finden. Ich leide mit und zweifle manches mal die gezeigten Methoden an. Ungefähr auf der Hälfte driftet der Film ein wenig ab und ich frage mich, ob das ein Werbefilm zu Glaubensfindung im religiösen Sinne ist? Tauscht er jetzt reale Drogen mit einer ideellen Droge aus? Hannah Schygulla hat einen mysteriösen, pathetischen Auftritt und ausgerechnet während der junge Mann, dessen Suche ich so gespannt verfolge, ein Kreuz schreinert, kommen ihm berechtigte Zweifel zur Entscheidung ein Priester zu werden. Ein bisschen viel des Ganzen. Am Ende scheint der Junge geläutert und doch noch einen weltlichen, natürlichen Lebensweg zu wählen. Ich fühle Erleichterung darüber. Ob ihm der gewählte Weg gelingt, erfahre ich nicht, ich hoffe es. Der junge Hauptdarsteller hat mich sehr beeindruckt, er trägt diesen Film überzeugend. Ohne zu wissen, wie dieser Film nachwirken wird, vermute ich hier einen Preisanwärter.
Hier die offizielle Berlinale Beschreibung:
Der 22-jährige Thomas kommt von den Drogen nicht los. Seine letzte Chance ist eine Gemeinschaft von jungen Männern unterschiedlicher sozialer und nationaler Herkunft, die ebenfalls ihre Abhängigkeit überwinden wollen und in einem abgelegenen Haus in den französischen Bergen leben. Von einem katholischen Pfarrer geleitet, stehen dort das regelmäßige Gebet, Solidarität untereinander und harte körperliche Arbeit auf den Feldern im Mittelpunkt. Nicht alle schaffen es, sich in dieses mönchische Dasein zu fügen. Auch für Thomas ist es ein täglicher Kampf. Doch bedingungsloser Zusammenhalt und Freundschaft helfen, so wie auch die Bekanntschaft mit einem Mädchen aus der Nachbarschaft. Mit der Zeit lässt sich Thomas auf das neue Leben ein – ist es sein Weg in die Zukunft?
Aus nächster Nähe begleitet Cédric Kahn einen jungen, haltlosen Menschen, der durch Werte wie Glauben und Freundschaft wieder in den Alltag zurückfindet. Auch der Zuschauer wird herausgefordert, seine Positionen zu überdenken und Religion neu zu entdecken. Die schroffe Natur der abgeschiedenen Bergwelt wird zum Ort der Besinnung in einem Film, der selbst keine Stellung bezieht.