Transit – Berlinale 2018 – Wettbewerb
Die Adaption eines Romanes Anna Seghers über Flucht, Flüchtlinge, Schriftsteller und wie die Menschen zueinander halten oder eben nicht. Der Film beginnt mit vorbei fahrenden Polizeiautos mit heulenden Sirenen im heutigen Paris, aber Moment mal waren die beiden im Café nicht eher im 40 iger Stil angezogen. Ich kann mich zunächst gar nicht so recht auf die Geschichte konzentrieren, weil die Ausstattung nicht so recht zusammenpasst. Das Szenario und die meisten Akteure sind historisch korrekt, aber Umfeld und Komparsen modern, ich benötige einen Moment um mich darauf einzulassen, es gelingt mir und ich werde mit einer vielschichtigen Story belohnt. Guter Hauptdarsteller der sich beinah selbst in einer dieser Geschichten des Schriftstellers befindet, dessen Pass er geerbt hat. Das Grauen der Nazizeit wird durch die moderne Umgebung ein wenig genommen und dann auch wieder nicht, weil der Filmemacher ganz offensichtlich auf das Dilemma der heutigen Flüchtlinge hinweist. Ich kenne den Roman von Anna Seghers nicht, aber dieser Film hat mir gefallen, ich kann die Sehnsucht nach Ruhe, Liebe und Gesellschaft gut nachempfinden und bin sehr froh nicht auf der Flucht zu sein. Ich schlage diesen Film für den Alfred-Bauer-Preis (Bär für einen Spielfilm, der neue Perspektiven eröffnet) vor.
Hier die offizielle Berlinale Beschreibung:
Die deutschen Truppen stehen vor Paris. Georg entkommt im letzten Moment nach Marseille. Im Gepäck hat er die Hinterlassenschaft des Schriftstellers Weidel, der sich aus Angst vor seinen Verfolgern das Leben genommen hat: ein Manuskript, Briefe, die Zusicherung eines Visums durch die mexikanische Botschaft. In der Hafenstadt darf nur bleiben, wer beweisen kann, dass er gehen wird. Einreisegenehmigungen für die möglichen Aufnahmeländer werden gebraucht. Georg nimmt die Identität von Weidel an, versucht eine der wenigen Schiffspassagen zu ergattern. Flüchtlingsgespräche in den Korridoren des kleinen Hotels, in den Wartezimmern der Konsulate, in Cafés und Bars am Hafen. Georg freundet sich mit Driss an, dem Sohn seines auf der Flucht verstorbenen Genossen Heinz. Seine Pläne ändern sich, als er der geheimnisvollen Marie begegnet. Transit beruht auf Anna Seghers’ im Exil verfassten gleichnamigen Roman. Schauplatz des Films ist das heutige Marseille, in dem sich die Figuren aus der Vergangenheit bewegen. Geflüchtete von damals treffen auf Geflüchtete von heute, die Geschichte trifft auf die Gegenwart, und alle Erzählungen verbinden sich zu einem ewigen Transitraum.